Erinnerungskultur – braucht’s das echt noch?

„Das ist doch schon so lange her, kann nicht langsam mal gut sein?“ So oder so ähnlich lautet nicht selten die Antwort, wenn man die deutsche Erinnerungskultur zu thematisieren versucht. Es scheint fast, als herrschte in weiten Teilen der Gesellschaft die Auffassung, dass Antisemitismus nach 1945 spurlos aus Deutschland verschwunden sei und als sei die Gefahr einer Wiederholung dessen, was sich im Dritten Reich hier abspielte, vollends gebannt.

Doch Parolen wie „Drecksjuden“ oder Holocaustrelativierungen auf diversen Demonstrationen unterschiedlicher sozialer Milieus zeigen es in aller Deutlichkeit: Judenhass auf deutschen Straßen gibt es auch noch im Jahr 2022.

Und nicht nur dort, auch in vermeintlich akademischen Kreisen sind antisemitische Ressentiments wieder (oder immer noch?) salonfähig. Die documenta fifteen in Kassel, auf welcher ganz klar judenfeindliche Werke ausgestellt wurden, ist nur eines von zahllosen Beispielen hierfür.

All dies zeigt, dass auch noch rund 80 Jahre nach der Shoa die mahnende Erinnerung daran dringend geboten ist, mit Blick auf die steigende Zahl von Hassverbrechen gegen Jüdinnen und Juden womöglich dringender denn je. Daher: Schluss mit der „Reicht doch langsam“-Mentalität und mehr Einsatz für eine präsente Erinnerungskultur sowie den Schutz jüdischen Lebens in Deutschland!

 

 

Nicole – Kreisprogrammatikerin der JuLis Regensburg – ist 20 Jahre alt und studiert Politikwissenschaft an der Universität Regensburg. Sie ist selbst jüdischer Abstammung und engagiert sich außerdem bei der deutsch-israelischen Gesellschaft für u.a. Antisemitismusbekämpfung.